„Die Menschen, die zu uns nach Deutschland flüchten, benötigen sicherlich in erster Linie einen wetterfesten Platz zum Schlafen, Nahrung, sanitäre Einrichtungen und medizinische Hilfe. Außerdem ist es für sie relevant, Kontakt mit den Menschen in ihrer Heimat aufzunehmen“ Gitta Hoffmann, Leiterin der Asylothek in Hofgeismar, ist sich darüber im Klaren, dass die Versorgung der Flüchtlinge mit Lesematerialien keine obererste Priorität hat. „Dennoch halten wir es für sehr wichtig, den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich der erzwungenen Untätigkeit zu entziehen, wie sie in den Erstaufnahmeeinrichtungen herrscht.“
Die Idee der Asylothek ist nicht in Nordhessen geboren. Vielmehr stammt sie von Günther Reichert, der vor drei Jahren die erste Asylothek im Alleingang in Nürnberg errichtete. Das Zusammenziehen der Wörter „Asylbewerberheim“ und „Bibliothek“ verdeutlicht, worum es sich bei einer Asylothek handelt: Eine Bücherei für Flüchtlinge und Asylanten. Das Besondere daran ist, dass die Bücher in der Asylothek überwiegend fremdsprachlich sind.
„Es kommt immer wieder das Argument auf, dass die Menschen doch Deutsch lernen sollen, wenn sie Langeweile haben“, erklärt Gitta Hoffmann, „und das machen sie ja auch! Dennoch kann man diese schwere Sprache nicht von heute auf morgen lernen, so dass der Bedarf an fremdsprachlicher Literatur vorhanden ist.“
Die Asylothek ist Teil des Kulturforums Hofgeismar e.V. Als Gitta Hoffmann vor einigen Monaten von der Einrichtung einer Asylothek las, wandte sie sich an Christel Frank. Die erste Vorsitzende des Kulturforums war von der Idee angetan und begeisterte schnell weitere Mitstreiter. In kürzester Zeit wurde eine tatkräftige Projektsteuerungsgruppe gegründet, die die Aufgaben der Asylothek unter sich aufteilte. „Die ersten Ideen sahen vor, einfach nur ein paar Sammelkisten an strategischen Orten aufzustellen, die Menschen um Bücherspenden zu bitten und diese dann in die Einrichtungen nach Calden und Beberbeck zu bringen“, erinnert sich Christel Frank, „doch letztlich ist die Organisation viel aufwendiger.“
Über Zeitungs- und Radioberichte wurde für Buch-, Sach- und Geldspenden geworben, Räume wurden als zentrales Lager angemietet und viele Gespräche wurden mit den Verantwortlichen geführt. Sowohl in Calden als auch in Beberbeck fand die Idee große Zustimmung. Während in Calden noch an den nötigen Räumlichkeiten gebaut wird, ist der Leseraum in Beberbeck bereits gemütlich eingerichtet und wird von den Bewohnern genutzt.
„Es ist ein wunderschöner Rückzugsort für unsere Bewohner. Sie kommen, um in den Büchern zu lesen aber auch, um zum Beispiel Schach zu spielen“, berichtet Kerstin Schäfer, die für den Arbeiter-Samariter-Bund Nordhessen (ASB) als Koordinatorin der Sozialbetreuung in Beberbeck tätig ist. „Besonders die zweisprachigen Bücher in Deutsch und der jeweiligen Muttersprache sind eine großartige Unterstützung für unseren täglichen Deutschunterricht. Deshalb verleihen wir die Bücher auch gerne, damit sie gemeinschaftlich in den Familien gelesen werden können. Wir freuen uns sehr über das Engagement der Asylothek.“
Die Asylothek Hofgeismar benötigt weiterhin Buchspenden in nicht-deutscher Sprache. Willkommen sind vor allem Romane in den Sprachen Englisch, Arabisch, Dari (Afghanisch), Albanisch, Persisch, Kurdisch, Serbokroatisch, Somali, Französisch. Benötigt werden außerdem abschließbare Aktenschränke und Stehlampen, die man gut als Leselampe einsetzen kann.
„Wir möchten all denen danken, die uns schon jetzt mit Spenden bedacht haben“, betont Gitta Hoffmann, „doch der Bedarf ist noch lange nicht gedeckt, so dass wir uns über weitere Sach- und Geldspenden sehr freuen.“ In der Buchhandlung Vogt in Hofgeismar liegen zudem einige „Wunschbücher“ aus, über die sich die Asylothek sehr freuen würde …
Kontakt: asylothek.hofgeismar@web.de ,
facebook: asylothek-hofgeismar,
Tel: 0175 – 57 84 69 4.
Spendenkonto: Konto Kasseler Sparkasse:
IBAN: DE04 5205 0353 0100 0296 64
Kontoinhaber: Kulturforum Hofgeismar e.V.
Bei Überweisungen bitte unter Betreff „Asylothek“ angeben.