Liebe Freundinnen und Freunde des Kulturforums,
In der HNA am 15.05.2018 wurde ein Ausschnitt eines Interviews mit Ulla Meinecke abgedruckt.
Hier folgt nun das vollständige Interview:
Mindestens genauso viel Spaß wie früher – Ulla Meinecke auf Tour in Hofgeismar – „Wir warn mit Dir bei Rigoletto, Boss“
Hofgeismar. In den 1980er Jahren war Ulla Meinecke eine der erfolgreichsten und bekanntesten Vertreterinnen der deutschsprachigen Popmusik. Hits wie „Die Tänzerin“, „Ein Schritt vor“ oder „Schlendern ist Luxus“ werden auch heute noch regelmäßig bei den Radiostationen gespielt und nicht nur von ihren eingefleischten Fans sehr gerne gehört.
In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um die Künstlerin geworden. Nicht zuletzt deshalb, weil sie als Schauspielerin auf der Bühne stand, als Autorin tätig war und musikalische Lesungen hielt.
Jetzt ist Ulla Meinecke wieder auf Tour. Gemeinsam mit Ingo York und Reinmar Henschke gibt sie etwa 100 Shows im Jahr. Am 18. Januar tritt die Ulla Meinecke Band auf Einladung des Kulturforums Hofgeismar in der Gustav- Heinemann-Schule auf und stand schon vorab für ein Interview zur Verfügung.
Frau Meinecke, 100 Shows im Jahr – ist man da schon süchtig nach dem Tourleben?
Ulla Meinecke: Süchtig? Nein, aber es macht mir auch nichts aus, schließlich ist das mein Beruf. Anstrengend ist nur das zunehmende Chaos auf den Autobahnen. Aber auch damit muss man leben. Man muss eben einfach entsprechend planen.
Haben sich das Tourleben und die Auftritte gegenüber früheren Zeiten verändert?
Wenn man da ist, ist es super. Die Shows machen mindestens genauso viel Spaß wie früher und eigentlich sind wir sogar besser geworden. Die Qualität wird durch das häufige Spielen besser. Ich bewundere es auch an englischen und amerikanischen Bands, dass die so viel auf Tour gehen. Was man häufig macht, macht man auch gut.
Nehmen Sie ein Stück Zuhause mit auf Tour?
Mein Kopfkissen! In einem Hotel ist es mir sehr wichtig, gut und stabil zu liegen. Dazu brauche ich mein Kissen. Ansonsten ist vieles Routine. Wer nur zweimal im Jahr auf Reisen geht, braucht viel länger zum Packen als ich. Ich bin auch superschnell frisiert und geschminkt.
Was vermisst man, wenn man auf Tour geht?
Nichts! Man ist allerdings auch froh, wenn man zuhause ist. Ich genieße es, nicht essen zu gehen, sondern selbst einkaufen zu gehen und zu kochen. Es ist mir auch sehr wichtig, mir Zeit für Freunde und Familie zu nehmen.
Gibt es auf der neuen CD, „Wir warn mit Dir bei Rigoletto, Boss“ ein persönliches Lieblingsstück?
Da gibt es so viele … Es ist ja ein Doppelalbum mit alten und neuen Stücken. Auf der Tour wechseln wir die Setliste auch mal aus. Es kommt immer was Neues hinzu. Geht einem von uns ein Stück auf die Nerven, fliegt es raus.
Aber „Die Tänzerin“ ist doch bestimmt ein Muss für Ihre Fan?
Ich gehöre zu den beschenkten Leuten, deren Lieder mit guter Musik und textlich tollen Zeilen bekannt geworden sind. „Die Tänzerin“ ist zeitlos und ich mag sie noch immer. Ich bekomme auf keinen Fall Ausschlag davon (lacht).
Sie haben sehr schöne und individuelle Coverversionen auf dem Doppelalbum. Gibt es einen Stück und / oder einen Künstler, den Sie gerne covern wollen?
Zum Tod von Tom Petty im letzten Jahr haben wir uns ein Stück vorgenommen, das er mit den Traveling Wilburys gespielt hat, „Handle with Care“.
Wir haben ihn sehr verehrt wir haben uns dieses Lied aus Schreck über seinen Tod vorgenommen und um ihm Tschüss zu sagen.
Wird es beim Konzert in Hofgeismar „nur“ Musik zu hören geben?
Ich erzähle auch merkwürdige Geschichten (lacht). Es wird sehr frisch und freudvoll zugehen, nicht nur für die Leute. Wir unterhalten uns auch selbst (lacht). Wenn die Leute am Ende des Abends gehen, gehen sie leicht und froh raus. Nur so kann es sein.
Macht es für Sie einen Unterschied, auf einer großen oder einer kleinen Bühne zu stehen? Vor einem kleinen oder einem großen Publikum?
Es ist eine andere Art zu arbeiten. Allerdings bin ich auch als Zuschauerin kein Fan von großen Massen. Ich besuche selten Festivals, höchstens auf Einladung von Udo [Lindenberg].
Privat kriegen Sie mich da nicht hin, weil ich es auch nicht mag, wenn man ein Fernglas braucht, um den Musiker zu sehen. Ich hab’s gerne kleiner. Ich habe ein gutes Gefühl für Räume und Bühnen und passe mich dann entsprechend an.
Sie werden jetzt in Hofgeismar auftreten und demnächst auf dem Hessentag. Gibt es eine Verbindung zu Hessen?
Ich bin eigentlich Hessin. Aber mit 22 war mein Dasein in der hessischen Provinz zu Ende und ich bin nach Frankfurt und Berlin.
Gibt es regionale Unterschiede beim Publikum?
Ich mache das schon seit 40 Jahren. Man kennt das Land. Selbst die neuen Bundesländer sind nicht mehr neu. Aber jeder Auftritt ist immer wieder interessant. Es gibt Gegenden, da gucken die Leute wie tote Makrelen. Die brauchen dann ein wenig länger zum Auftauen. Aber wir kriegen sie immer! Auch ohne hysterische Animiernummer. Es gibt kein schlechtes Publikum, nur verschiedene Leute.
Was haben die Besucher Ihres Konzertes zu erwarten?
Es wird lustig, es wird traurig, das muss schon so sein. Und es wird ein ausgesprochen unterhaltsamer Abend.